Die Macher dieser Plattform haben ihren Ursprung im Kampf gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Im Laufe der vielen Jahre mussten sie sich jedoch immer wieder die Frage stellen lassen, warum das Internetangebot und die Vereinshilfen sich vermeintlich ausschließlich an Betroffene sexueller Gewalt richteten, obwohl die Folgen und Langzeitfolgen von Vernachlässigung und anderen Formen von Gewalt doch ähnlich oder sogar gleich seien.
Fakt ist: bei (zum Beispiel) gegen-missbrauch e. V. wurde auch vorher nie jemand abgewiesen, wenn er andere Formen von Gewalt in Kindheit und Jugend erlebt hatte. Wir haben uns der Vollständigkeit entschieden, den Punkt „Vernachlässigung“ mit in das Portfolio von ÜberlebendenNetz mit aufzunehmen.
Vernachlässigung
Als Vernachlässigung bezeichnet man eine körperliche oder / und psychische Kindesmisshandlung. Sie ist ist eine Form von Kindeswohlgefährdung nach § 1666 Abs. 1 BGB. So können zum Beispiel Eltern ihre Kinder vernachlässigen, indem sie ihnen Zuwendung, Liebe, Akzeptanz, Betreuung, Schutz und Förderung verweigern.
Der Begriff Vernachlässigung hat sehr facettenreiche Bedeutungen. So kann er eine emotionale Vernachlässigung meinen, die z. B. durch fehlende positive Zuwendung, Feinfühligkeit oder fehlende Reaktion auf das Kind entsteht. Es gibt auch eine kognitive Vernachlässigung, wie etwa durch fehlende Beachtung eines besonderen und erheblichen Förderbedarfs, durch den Mangel an Gesprächen, durch fehlendes Spiel oder ausbleibende anregende Erfahrungen. Körperliche oder medizinische Vernachlässigung kann durch eine unzureichende Versorgung mit Nahrung, Flüssigkeit, Kleidung oder Hygiene verursacht werden. Unzureichende Beaufsichtigung, wenn also das Kind längere Zeit auf sich alleine gestellt ist oder es keine Reaktion auf eine längere, unangekündigte Abwesenheit des Kindes folgt, gilt ebenfalls als Vernachlässigung.
Mögliche Hinweise für eine körperliche und psychische Vernachlässigung können (müssen aber nicht) sein:
Kontinuierliche Vernachlässigung führt häufig zu Entwicklungsverzögerungen, schulischem Misserfolg, Behinderungen und psychischen Störungen.